7 Leben für meine Waschmaschine

TL;DR

  • Reparieren ist für mich als Software Developer mehr als nur ein Hobby – es ist eine Art Training: Probleme systematisch analysieren, unbekannte Systeme verstehen und kreative Lösungen finden.
  • Eine Waschmaschine ist dafür ein ideales Beispiel: technisch komplex im Inneren, aber modular aufgebaut und daher gut erforsch- und reparierbar.
  • Reparaturen verlängern nicht nur die Lebensdauer von Geräten, sondern schärfen auch Fähigkeiten, die in der Softwareentwicklung zählen: Debugging, strukturiertes Vorgehen und der Mut, sich auf Neues einzulassen.
  • Kurz: Basteln an Hardware ist für mich eine praktische Ergänzung zur Software – beides lebt von Neugier, Analyse und dem Drang, Dinge besser zu machen.

Als Software Developer habe ich ein gewisses Bastler-Gen – und das beschränkt sich nicht nur aufs Programmieren. Ich liebe es, Dinge zu reparieren. Dieses besondere Gefühl, ein totgeglaubtes Gerät wiederzubeleben, motiviert mich immer wieder. Gleichzeitig reizt mich die Möglichkeit, Funktionsweisen von Geräten zu verstehen und meine Fähigkeit zu trainieren, mich in völlig neue Themen einzuarbeiten und Probleme systematisch zu analysieren.

Meine erste Weißwaren-Reparatur fiel auf meine Waschmaschine. Ihre Konstruktion ist komplex, aber Aufbau, Wartung und Reparatur sind im Vergleich dazu erstaunlich simpel. Perfekt also, um die generellen Prinzipien von Haushaltsgeräten zu erforschen. Das Gewicht und die Größe flößen zunächst Respekt ein. Doch gerade wegen ihrer Robustheit kann man kaum etwas ernsthaft kaputt machen.

Ersatzteile und erste Reparatur

Die Waschmaschine – eine einfache Siemens A14-16 – gehört meiner Freundin. Sie hatte sie früher im WG-Betrieb für unter 500 € gekauft. Entsprechend war sie nicht gerade pfleglich behandelt worden: Die Tür blieb oft verschlossen, die Trommel roch muffig und mehrere Reinigungsversuche brachten keine Besserung. Also entschied ich mich, die Trommel auszutauschen.

Die BSH-Gruppe – zu der Siemens gehört – wird manchmal zurecht kritisiert aber die Ersatzteilversorgung ist wirklich gut. Auf der Website gibt es sogar interaktive Explosionszeichnungen, die die Teileübersicht erleichtern. Die Trommel kostete satte 200€ inkl. Versand, nicht wenig für eine drehbare Metalltrommel, Plastikgehäuse und Dämpfer. Aber immerhin billiger als eine neue Waschmaschine.

Nach etlichen Schrauben, Schweiß und Muskelkraft war es geschafft: Die Trommel roch wieder frisch und die Maschine war quasi wie neu.

Zwei Jahre später: Der Trommelstillstand

Etwa zwei Jahre später blieb die Trommel plötzlich stehen. Man hörte zwar die Elektronik, die das Anlaufen einleiten wollte, doch die Trommel bewegte sich keinen Millimeter. Der Waschgang lief zwar noch mit Spülen und Abpumpen durch, aber ohne Drehbewegung. Nach kurzer Recherche war klar: Die Kohlebürsten des Motors waren abgenutzt.

Zweite Reparatur: Kohlebürstenwechsel

Ohne die ganze Maschine zerlegen zu müssen, konnte ich den Motor von unten ausbauen. Die verschlissenen Kohlebürsten ersetzte ich durch günstige Nachbauten von eBay – und die Maschine lief wieder.

Damit sind jetzt zwei von sieben Leben eingelöst. Mal sehen, was die nächsten fünf bringen.